Lars Tiede

- Ruinenbauer -

Ruinenbau

Wer die Welt mit offenen Augen betrachtet sieht Schönheit unversteckt und ehrlich, manchmal vor sich her, manchmal im Verborgenem, doch in allem steckt die unverleugbare Wahrheit der Vergangenheit. Für meine Objekte benutze ich nur gelebte Materialien aus denen Geschichte spricht. Ein altes Holz, ein benutzter Stahl, ein mehrfach verbauter Stein; Materialien die aus sich heraus erzählen füge ich zu einem neuem Gesamtbild zusammen und schaffe so den Weg für eine eigene Zukunft, neuen Platz für neue Geschichten.

Der Name "Ruinenbauer" ist mein Sinnbild für diesen Prozess. Er macht aus Gestandenem Neues mit altem Anschein. Meine erste "echte" Ruine baute ich im April 2008 für die Galionsfigurenschnitzer Hartmann auf dem Harriersand, sie war Namensgeber für die Auffassung meiner Schaffensweise.

Lars Tiede

1975
Lars Tiede wird 1975 im schönen Verden an der Aller geboren. Nach traurigen Ereignissen zog es seine Familie nach Bremen.

1992
Lars Tiede zog es vor statt des Abiturs eine Ausbildung zum Stahlbauschlosser auf der damaligen Schiffsbauwerft „Bremer Vulkan“ zu machen. Diese war nicht nur verschenkte Zeit, denn neben zahlreichen handwerklichen Fähigkeiten konnte er hier auch lernen, was er im Leben nicht wollte.
Diese Leute, diesen Umgang miteinander, dieses Jargon, diese Arbeitsmoral, diese abwesende Arbeitsfreude, diesen Gehorsam, diese Töne, diese stumpfsinnige Gleichgültigkeit, diesen farblosen Arbeitsplatz, diese unbändige Lust nach arbeitsfreier Zeit, nach Feierabend, nach Urlaub, nach Krankgeschriebensein, diesen unbesiegbaren Drang nach Woandersein als da wo alles so anders ist als man selber das doch immer nur für sich wollte…
Kaum zu glauben das der die Prüfung bestehen konnte! Und dann noch als Jahrgangsbester...

1996
Von da an hat er sich Stück für Stück dorthinschlawinert wo er jetzt steht. Nach der Ausbildung hat er über verschiedene Wege versucht, in der Gesellschaft Fuß zu fassen, doch die Gesellschaft ist ein wendiges Ding und so musste ein größerer Bogen geschlagen werden als ursprünglich geplant. Nur die schillerndsten Bögen seien kurz erwähnt.

2003
Er gründet neben seinem Job die Werkstattgemeinschaft „Zeitluke“, in der er seine eigenen Künste entwickelt und im Kollektiv Veranstaltungen der kleinen Künste konzipiert, wie z.B. Cabaret, Slapstick, Comedy, Slampoetry, Lesungen teils eigener Werke bis hin zu kleinen Theaterproduktionen.

2005
Nach zweijähriger Untergrundkulturarbeit verwirklicht er mit der Veranstaltungsreihe „Ringelbeats“ einen Traum. Hochoffiziell arbeiten bis zu 40 Künstler und dutzende zusätzliche Freiwillige an der Veranstaltungsidee. Zwei Bands, mehrere DJs und drum herum ein Feuerwerk aus Kunstausstellung, Theater, Slapstick, Slampoetry, Lesungen, Schwarzlichttischtennis und Improvisation.

2007
Lars Tiede merkt, dass Energien nicht im Überfluss vorhanden sind und träumt seinen eigenen Herzinfarkt.
Danach schaltet er alle Begebenheiten ab, die nicht in einem persönlich ausgewogenem Einsatz-Nutzenverhältnis fungieren. Er kündigt seinen Job, neun Jahre betreute er hauptberuflich behindert Kinder, kündigt den Mietvertrag der Zeitluke und besiegelt damit das überfällige Ende einer eingeschlafenen Gemeinschaft, meldet sein Gewerbe ab und lässt die „Ringelbeats“ am eigenen Atem dahingehen, packt sein Hab und verlässt das für ihn im Sterben begriffene Vegesack, um in Bremen-Stadt einen Neuanfang zu initiieren.

2008
Der Neuanfang kostet genauso viel Energie, doch die Ambitionen sind näher am Eigentlichen.

2010
Brot und Miete und alles selbst mit eigener Hände Arbeit erschaffen; was für eine Qual… aber ein schönes Gefühl aus den selbstgeborenen Ideen heraus zu leben!